Singapur vs. EU: Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Taxonomien
Analyse des Ansatzes der Klassifizierungen von Singapur und der EU für nachhaltige Finanzen
Taxonomien für nachhaltige Finanzen spielen eine entscheidende Rolle bei der Ausrichtung von Investitionen auf umwelt- und sozialverträgliche Aktivitäten. Obwohl sie sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden, haben sowohl Singapur (SG) als auch die Europäische Union (EU) Taxonomien entwickelt, um die Transparenz über die Nachhaltigkeit verschiedener Wirtschaftsaktivitäten zu fördern und nachhaltige Investitionsentscheidungen zu erleichtern¹. In diesem Artikel untersuchen wir die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Taxonomie Singapurs und der EU-Taxonomie in Bezug auf ihren Ansatz und ihre Klassifizierungsmethoden.
Differenzierung durch ein Ampelsystem
Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Taxonomien besteht darin, dass in Singapur ein Ampelsystem verwendet wird. Die SG-Taxonomie verwendet eine farbcodierte Klassifizierung, um wirtschaftliche Aktivitäten auf der Grundlage ihrer Ausrichtung an Umweltzielen zu kategorisieren.
- Grüne Kategorie: Tätigkeiten oder Unternehmen, die in diese Kategorie fallen, sind eindeutig auf die Umweltziele der Taxonomie ausgerichtet. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zu einem oder mehreren Umweltzielen, wie z. B. der Eindämmung des Klimawandels oder der Anpassung an den Klimawandel, ohne anderen einen nennenswerten Schaden zuzufügen.
- Gelbe Kategorie: Die gelbe Kategorie umfasst Übergangsaktivitäten oder Unternehmen, die nicht vollständig mit den Zielen der Taxonomie übereinstimmen, aber darauf hinarbeiten. Diese Aktivitäten zeigen ein Engagement für nachhaltige Praktiken und befinden sich auf dem Weg zu einer vollständigen Anpassung.
- Rote Kategorie: Aktivitäten oder Unternehmen der roten Kategorie stehen im Widerspruch zu den Zielen der Taxonomie und müssen verbessert oder schrittweise eingestellt werden, um als ökologisch nachhaltig zu gelten.
Die EU-Taxonomie hingegen konzentriert sich hauptsächlich auf die Identifizierung von Aktivitäten, die bereits ökologisch nachhaltig sind, ohne ein farbliches Klassifizierungssystem ² zu verwenden.
Schwerpunktsektoren und Ziele
Die Taxonomie von Singapur zielt speziell auf acht Schwerpunktsektoren ab, die die größten Umweltimpact im Lande haben. Diese Sektoren stimmen mit denen überein, auf die sich die EU-Taxonomie konzentriert, was ihre Ähnlichkeit im Umfang widerspiegelt. Dazu gehören: Energie, Verkehr und Kraftstoffe, Bauwesen/Immobilien, Land- und Forstwirtschaft/Landnutzung, Industrie, Informations- und Kommunikationstechnologie, Abfall und Wasser sowie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung.
Die Singapur-Taxonomie umfasst fünf Ziele:
- Eindämmung des Klimawandels,
- Anpassung an den Klimawandel,
- Schutz der biologischen Vielfalt,
- Förderung der Ressourcenbeständigkeit und der Kreislaufwirtschaft,
- Verhütung und Bekämpfung der Umweltverschmutzung.
In der EU-Taxonomie werden dagegen sechs Ziele genannt:
- Eindämmung des Klimawandels
- Anpassung an den Klimawandel
- Nachhaltige Nutzung und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen
- Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
- Verhütung und Bekämpfung der Umweltverschmutzung
- Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme
Obwohl sie weitgehend mit denen der Singapur-Taxonomie übereinstimmen, hat letztere das Ziel der Kreislaufwirtschaft in das übergreifende Thema der Ressourcennutzung aufgenommen, wodurch sechs Ziele zu fünf zusammengefasst wurden.
Kriterien und Schwellenwerte
Derzeit sind die Kriterien und Schwellenwerte für wirtschaftliche Aktivitäten in der Singapur-Taxonomie nur für den Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels verfügbar. Wir erwarten, dass die Kriterien für die übrigen Ziele in zukünftigen Entwicklungen hinzugefügt werden. Die technischen Screening-Kriterien der Singapur-Taxonomie ähneln bei vielen Aktivitäten denen der EU-Taxonomie. Allerdings gibt es Unterschiede bei den Schwellenwerten, die von der jeweiligen Aktivität abhängen.
Für die in der Singapur-Taxonomie für den Klimaschutz definierten Aktivitäten stellen wir fest, dass:
- 44 Aktivitäten (70 %) der SG-Taxonomie haben die gleichen Angleichungskriterien wie die EU-Taxonomie
- Für 7 Aktivitäten (11 %) der SG-Taxonomie gelten andere Angleichungskriterien als für die EU-Taxonomie
- 13 Tätigkeiten (19 %) sind ausschließlich in der SG-Taxonomie enthalten
Trotz einiger Unterschiede bei den Kriterien und Schwellenwerten sind der Gesamtansatz und die Ziele beider Taxonomien auf die Förderung nachhaltiger Praktiken und die Unterstützung des Übergangs zu einer grüneren Zukunft ausgerichtet.
Wir plädieren für eine stärkere Kohäsion zwischen diesen beiden Rahmenwerken, sind uns aber darüber im Klaren, dass eine perfekte Harmonie aufgrund unterschiedlicher Marktkräfte, regionaler Nuancen und politischer Kontexte unrealistisch sein kann. Doch selbst wenn sich die Regulierungsbehörden an ihre regionalen Erfordernisse anpassen, sollte das übergeordnete Ziel eine grenzüberschreitende Angleichung der Vorschriften sein. Dies ist von größter Bedeutung, insbesondere angesichts der globalen Reichweite der Finanzmärkte, die mühelos regionale Grenzen überspannen.
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¹ Die vierte und letzte Konsultation zur Singapur-Taxonomie wurde am 28. Juli 2023 abgeschlossen. Wir warten auf die endgültige Form des Anwendungsbereichs und der Regeln. Die vorliegende Analyse basiert auf der Beratung der bisher veröffentlichten Vorschläge zur Singapur-Taxonomie.
² Es ist erwähnenswert, dass die Bewertung der Investitionsausgaben (CAPEX) und der Betriebsausgaben (OPEX) in der EU-Taxonomie die Angleichung der künftigen Einnahmen unterstützt und die Überlegungen für die Übergangsaktivitäten widerspiegelt.