Quick Take - Tipps zu IFRS S1 und S2 des ISSB

Einhaltung gesetzlicher Vorschriften 13. Juli 2023 Tom Willman

Das ISSB hat am 26. Juni 2023 seine ersten Standards veröffentlicht, nämlich IFRS S1 Allgemeine Anforderungen an die Offenlegung von Finanzinformationen mit Nachhaltigkeitsbezug und IFRS S2 Klimabezogene Angaben. Die Veröffentlichung dieser Standards ist ein großer Meilenstein für die weltweite Nachhaltigkeitsberichterstattung, da damit ein globaler Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung gesetzt wird. Sie stellt auch eine enorme Anstrengung für eine Organisation dar, die erst vor etwas mehr als eineinhalb Jahren gegründet wurde. Zusätzlich zu den S1- und S2-Standards wird das ISSB auch unterstützende Leitlinien, Grundlagen für Schlussfolgerungen, eine Wirkungsanalyse, eine Projektzusammenfassung und eine Feedback-Erklärung veröffentlichen. Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehören:

  • Entwicklung und Offenlegung:
    • IFRS S1: Legt Grundsätze für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen fest, wobei der Schwerpunkt auf finanzieller Wesentlichkeit und Informationen zur Wertschöpfungskette liegt.
    • IFRS S2: Konzentriert sich auf klimabezogene Risiken und Chancen und stimmt mit den TCFD-Empfehlungen für die Offenlegung überein (Governance, Strategie, Risiken und Chancen sowie Metriken)
  • Das ISSB konzentriert sich zunächst auf das Thema Klima, plant aber eine Ausweitung der Berichterstattung auf andere Themen.
    • Das ISSB hat ein Feedback der Interessengruppen zu den Prioritäten künftiger Themen eingeleitet. 
    • Zu den vorgeschlagenen Prioritäten gehören: biologische Vielfalt, Ökosysteme und Ökosystemleistungen, Humankapital, Menschenrechte und Integration in die Berichterstattung.
  • Nächste Schritte und IOSCO-Bestätigung:
    • Ab diesem Zeitpunkt können Unternehmen freiwillig nach den Standards für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten (SDS) berichten.
    • Die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) hat das Verfahren zur Übernahme der Standards eingeleitet.
    • Nach der Annahme durch die IOSCO werden die einzelnen Länder weiterhin Vorschriften entwickeln und annehmen, die die ISSB-Standards umfassen.
  • Annahme durch die Mitgliedstaaten und Reaktion der Presse: 
    • Länder wie Japan, Hongkong und Singapur planen eine Angleichung der Meldepflicht an die SDS. Nach Ansicht der EU ist die CSRD bereits angeglichen.

S1 und S2 bilden eine solide Grundlage für die weltweite Nachhaltigkeitsberichterstattung und Offenlegungspraxis. IFRS S1 betont die Bedeutung der finanziellen Wesentlichkeit, die sich auf den Einfluss bestimmter Informationen auf die Entscheidungen von Anlegern bezieht, wobei Informationen aufgenommen werden sollten, wenn vernünftigerweise erwartet werden kann, dass sie diese Entscheidungen beeinflussen. Er unterstreicht auch die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes, der die Nachhaltigkeit der Wertschöpfungskette eines Unternehmens berücksichtigt. 

S2 konzentriert sich speziell auf klimabezogene Risiken und Chancen und orientiert sich an den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Die TCFD-Empfehlungen sind weitgehend in den klimabezogenen Offenlegungsstandard des ISSB integriert, und die IFRS Foundation hat bestätigt, dass sie ab 2024 die Aufgaben des TCFD durch das ISSB übernehmen wird und damit auf dem Erbe des TCFD aufbaut.

Die Absicht des ISSB, seinen Erfassungsbereich über klimabezogene Themen hinaus zu erweitern, zeigt sein Engagement für ein breiteres Spektrum von Nachhaltigkeitsfragen. Die freiwillige Übernahme der Standards für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten (Sustainability Disclosure Standards, SDS), wobei die IFRS S1 und S2 ab dem 1. Januar 2024 als globale Grundlage dienen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer breiten Übernahme. Darüber hinaus laufen Bemühungen, die Anerkennung durch die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) zu erlangen, was die Übernahme der ISSB-Standards durch die Mitgliedstaaten erleichtern würde.

Verschiedene Unternehmen in unterschiedlichen Ländern haben die Regierungen aufgefordert, diese Standards bis 2025 umzusetzen, was bedeutet, dass die Berichterstattung bis 2026 beginnen würde. Insbesondere Länder wie Japan und Hongkong haben bereits ihre Absicht bekundet, ihre obligatorischen Berichterstattungsanforderungen an die SDS anzugleichen. Singapur hat angekündigt, dass es ab 2025 die ISSB-Klimastandards für die Berichterstattung anwenden wird. Darüber hinaus ist die Europäische Union (EU) der Ansicht, dass ihre vorgeschlagene Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) bereits mit den ISSB-Standards übereinstimmt. Diese positiven Reaktionen aus verschiedenen Rechtsordnungen zeigen, dass die Bedeutung der Nachhaltigkeitsberichterstattung und ihr Nutzen für die Stakeholder zunehmend anerkannt wird.

Die Veröffentlichung der ISSB-Standards hat in der Presse große Aufmerksamkeit und Interesse geweckt, auch wenn sie sich noch auf hohem Niveau bewegt und die Umsetzung in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausfallen dürfte. Die durch diese Standards geschaffene Klarheit wird die Transparenz und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung verbessern und es Investoren, Regulierungsbehörden und anderen Interessengruppen ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Die laufenden Entwicklungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Übernahme der ISSB-Standards durch die IOSCO bergen ein großes Potenzial für weitere Fortschritte auf dem Weg zu einer weltweiten Harmonisierung der Offenlegungspraxis im Bereich der Nachhaltigkeit.

Insgesamt stellen die ersten Standards des ISSB einen bedeutenden Meilenstein für die weltweite Förderung der Nachhaltigkeitsberichterstattung dar. Durch die Festlegung klarer Leitlinien und die Förderung der freiwilligen Übernahme ist das ISSB in der Lage, einen bedeutenden Wandel in der Unternehmensberichterstattung voranzutreiben, ein verantwortungsvolles und nachhaltiges Geschäftsverhalten zu fördern und den Übergang zu einer nachhaltigeren Weltwirtschaft zu unterstützen.

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